Big Data und künstliche Intelligenz als Messetool für Aussteller
Tonnen von E-Mails, Post, allgemeine, oft langsame Websites, lange Registrierungsprozesse, zeitaufwändige Reisen – oft mit einer schlechten Anbindung an Flughäfen, Bahnhöfe und selbst Parkplätze. Zudem Warteschlangen, schlechte Luft, schmerzende Füße und Beutelladungen von Broschüren & Katalogen – Sowohl digital als auch im wirklichen Leben haben sich Messen seit langem nicht verändert und liegen weit hinter dem, was andere Branchen anbieten. Kunden = Besucher und Aussteller, müssen mit oft veralteten Abläufen umgehen können. Damit Messen auch in Zukunft für Unternehmen wie Privatpersonen gleichermaßen wichtig bleiben, muss das Kundenerlebnis dringend wieder stärker in den Mittelpunkt gerückt werden. Und hier stellen die Nutzung von Big Data und künstlicher Intelligenz (KI) Schlüsseltechnologien dar.
Aussteller und Besucher – die Kunden der Messeveranstalter –fordern beide bessere digitale Dienstleistungen und Innovationen, dies wurde auch während des UFI Asia-Pacifi c Conference klar. Und diese müssen deutlich weiter gehen als die Implementierung eines Chief Digital Officer. Es macht kaum Sinn ein mehrjähriges Salesforce-Projekt zu starten, wenn als Software für dieses Projekt Outlook verwendet wird. Warum nähern wir uns Projekten mit Big Data und KI, wenn wir immer noch darum kämpfen, unsere Small Data unter Kontrolle zu bringen?
Digitalisierung bedeutet eine große Veränderung, sowohl für Unternehmen als auch für Menschen. Um diesen Shift zu meistern bedarf es Profis in diesem Bereich, doch diese sind rar und werden überall gesucht: in den coolen Start-ups gleichermaßen wie bei den Beratungsfirmen mit ihren hoch dotierten Jobs. Hier hat es die Messewirtschaft insgesamt schwer den „War for talents“ zu gewinnen. Zudem kommt das Image einer Behörde, das Veranstalter heute oft haben, dazu.
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Dass es gute Ansätze gibt, hat IBM mit seiner Messeorganisation unter Zuhilfenahme von WOW gezeigt. WOW steht für World of Watson: Watson, nach dem ersten IBM-CEO Thomas Watson benannt, startete seine „Karriere“ als Q&A-Computersystem. 2011 schlug der Rechner die legendären Jeopardy-Champions Brad Rutter and Ken Jennings. Heute, 8 Jahre später, wird Watson in drei Bereichen eingesetzt: „Watson Discovery Advisior“, „Watson Engagement Advisor“ und „Watson Explorer“. Mithilfe des Einsatzes von Watson wollte IBM Teilnehmer einer Konfe-renz zum Besuch der IBM Präsentation bewegen. Ziel des Einsatzes von Watson war, dass 50% der Teilnehmer an der Präsentation teilnehmen. Die Taktik die IBM hierfür einsetzte war, den Auftritt in unterschiedliche Zonen einzuteilen.
In einer Zone konnten Besucher auf einem 400 Quadratmeter großen Feld, das mit reaktionsschnellen Kacheln ausgelegt war, herumlaufen. Wenn sie auf den Boden traten, aktivierten gewichtsausgelöste Sensoren unter den 24 x 24 Zoll Kacheln einen Medienserver, der dann Marketingbotschaften wie „You Envision/Watson Discovers“ auf Stoffstrukturen projizierte.
Ein anderes Beispiel der IBM Technologie war der Shuttle-Service „Olli“, der sowohl als Besucherservice als auch Produktpräsentation diente. Entwickelt als On-Demand-Transportgerät, bestellten die Besucher mit einer mobilen App „Olli“, ähnlich einer Bestellung für Uber. Der elektrisch betriebene Olli unternahm mit bis zu acht Teilnehmern gleichzeitig eine kurze Fahrt über die Ausstellungsfläche.
Frisch an Bord konnten die Fahrgäste mit Olli über viele Themen reden – von technischen Daten bis hin zu touristischen Empfehlungen. Am Ende der Tour wartete ein interaktiver digitaler Kiosk auf die Gäste. Hier erfuhren sie, wie Olli in etwa 10 Stunden gedruckt und montiert werden kann. Gleichzeitig hörten sie, dass das fahrerlose Fahrzeug ursprünglich auf dem IBM Campus sowie an Flughäfen eingesetzt wurde.
In einem anderen Bereich der Präsentation wurde das „Cognitive Dress“ ausgestellt, das Watson für die Met Gala, New Yorks extravagantes, jährliches Mode-Event, mitentwarf. In Zusammenarbeit mit Mode-designern von Marchesa Holdings LLC und Softwareentwicklern von Inno360 Inc. unterstützte Watson die Entwicklung eines weißen Tüllklei-des. Dieses war mit 150 Stoffblumen verziert, die mit LED beleuchtet waren.
Der Erfolg gab dem Konzept recht. Von den 20.000 Besuchern der Konferenz besuchten 85% die Watson Präsentation. Im Vergleich zu den Vorjahren war dies eine Steigerung von 37%.
Künstliche Intelligenz bietet großartige Möglichkeiten, die Qualität von Messen und Präsentationen auf Messen zu steigern. Das Medium Messe wird weiterhin bestehen, aber es muss sich verändern um nicht in die Ecke der „verstaubten Möglichkeiten“ zu driften.